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Die Autorin Tatjana Popowa, Tochter des berühmten
ukrainischen Homöopathen Demjan Popow, fügt in ihre
Arzneimittelbeschreibungen gern persönliche Erlebnisse mit den
jeweiligen Mitteln ein, z. B., dass sie einst eine Aloe -
Zierpflanze besass, die für ihre kleine Wohnung zu gross
geworden war:
" Der Vorfall, dass unsere Aloe für die Zubereitung
eines selbstgemachten
Elixiers abgeholt wurde, hat mein
Interesse für diese Heilpflanze erweckt.
Ich habe mich
ausführlich mit der Pflanze auseinandergesetzt und viel
Neues
und Lehrreiches erfahren.
Jetzt, nach mehr als dreissigjähriger Berufserfahrung, habe
ich
gelernt, solche kleinen Geschichten immer mehr
zu schätzen.
Denn nicht nur das Studium der
Pharmakologie oder der speziellen
homöopathischen
Arzneimittellehre, sondern jede, auch eine
emotional
anmutende Information schärft das Beobachtungsvermögen
des Arztes und führt zu erfolgreicheren Behandlungen."
Auszüge aus der Einleitung des Herausgebers
Die Kiewer Schule der Homöopathie gehört der klassischen
Ausrichtung
der Homöopathie an. Sie weist gegenüber
anderen Richtungen jedoch einige
Merkmale auf, die nur
ihr zueigen sind:
1. Ihre besondere, historisch bedingte Entwicklung.
2.
Ihre ebenfalls historisch bedingte Methode zur
Arzneimittelermittlung.
3. Ihre Dosologie.
ad (1) Die Grundfrage der Philosophie, nämlich die nach dem
Verhältnis
der Materie (Natur, Sein) zum Bewusstsein
(Geist, Denken) wurde in fast
allen philosophischen
Richtungen gestellt; sie lief immer auf die
Gegenüberstellung
von Materialismus (Primat der Materie) und
Idealismus
(Primat des Geistes) hinaus. Für Hahnemann als tief religiösem
Menschen war diese Frage im Sinne des Idealismus zu
beantworten; sie
war zudem eng mit der Frage nach dem
Sinn des Lebens verbunden. So schreibt
er in der
Einleitung der Chronischen Krankheiten, 1828:
"Wüsste ich nicht, zu welcher Absicht ich hier auf Erden
war -
' selbst möglichst gut zu werden und umher besser
zu machen,
was nur in meinen Kräften stand ' - ich
müsste mich für sehr weltunklug
halten, eine Kunst vor
meinem Tode zum gemeinen Besten hinzugeben,
in deren
Besitz ich allein war und welche daher, bei ihrer
Verheimlichung,
mir fort und fort möglichst einträglich
zu machen, bei mir stand."
Dem diametral gegenüber stand die Staats-Doktrin des real
existierenden
Sozialismus stalinistischer Ausprägung,
die alles Seiende und alles Wirkende zur
Folge
einer primär existierenden, wenn auch "besonders
organisierten" Materie erklärte.
Die grundsätzlichen Schwierigkeiten, in einem
stalinistisch
organisierten Staatenbund klassische
Homöopathie zu betreiben, sind
somit umrissen.
Bestenfalls wurde ihre praktische Ausübung, wenn sie
denn
gute Ergebnisse zeitigte, stillschweigend geduldet, in Zeiten
des
Krieges und der Not manchmal sogar "positiv"
geduldet; ihre Lehre aber,
die notwendigerweise auch die
Beschäftigung mit den philosophischen
Grundlagen
beinhaltete, konnten die Machthaber niemals zulassen; sie
wären völlig überfordert gewesen, einzusehen,
"dass die Krankheiten
der Menschen auf keinem
Stoffe, keiner Schärfe, d. i. auf keiner
Krankheits-Materie
beruhen, sondern dass sie einzig geistartige (dynamische)
Verstimmungen der geistartigen, den Körper des Menschen
belebenden Kraft
(des Lebensprincips, der
Lebenskraft) sind." (Hahnemann, Vorrede Organon, VI.
Aufl.)
Solche grundlegenden Äusserungen Hahnemanns galten den
Funktionären
als "Irrlehren des Vitalismus".
Wenn es jedoch im einzelnen Falle um
die Vitalität ihrer
eigenen Person oder um die Gesundheit ihrer
Familienmitglieder
ging, begann die Sache, zumindest fernab der Zentren
staatlicher Gewalt, anders auszusehen. Man nahm dann zu
ziemlich aufgeblähten
Konstrukten von
"nichtantagonistischen Widersprüchen zwischen Theorie und
Praxis
in der Übergangsperiode vom Kapitalismus
zum Sozialismus" Zuflucht ...
Wobei man gern an das
Wintermärchen von Heinrich Heine denkt:
Ich weiss, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser!
Dr. Demjan Popow, * 1899, war ursprünglich Chirurg und
geriet, nach
dem er sich - zunächst aus therapeutischer
Not heraus - der Homöopathie
zugewandt hatte, zwischen
die Mühlsteine der stalinistischen Politik.
Er entzog
sich dem Diktat, Parteimitglied zu werden, durch Übersiedelung
nach Kiew, einer Grosstadt, weit genug weg von Moskaus
doktrinären
Betonschädeln. In Kiew arbeitete er sehr
erfolgreich in diversen Polikliniken
und in seiner
Privatpraxis. Etliche Parteifunktionäre liessen sich davon
beeindrucken,
dass gerade in den Zeiten des Krieges
und der Nachkriegsnot, mit der allgemeinen
Mangelversorgung im Sanitäts- und Gesundheitswesen, die
Homöopathie mit ihren
minimalen Arzneidosen (und
damit geringem Verbrauch knapper Resourcen) eine
"gute
Sache" war, wenngleich sie diese entweder nicht verstanden
oder sie als
"eine Abart der traditionellen
Kräuterheilkunde des grossen sowjetischen Vaterlandes"
betrachteten - und duldeten.
Popow tat gut
daran, diesen Irrtum nicht immer, oder nicht immer sofort,
zu
berichtigen. Er dachte wohl ähnlich wie der listige Fuchs im
russischen
Märchen und duldete - begrenzt - seinerseits
die irrtümliche Verwechselung
der Homöopathie mit
abgewandelter Volks- und Naturheilkunde seitens der
Funktionäre. Auf vielen Vorträgen und in
interdisziplinären Fortbildungen
betonte er stets die
Notwendigkeit der guten Zusammenarbeit der verschiedenen
medizinischen Richtungen auf dem gesicherten Fundament
von Anatomie,
Physiologie und Pathologie.
...
... ...
... .Eine andere Besonderheit ist die Besprechung der
einzelnen Mittel von
verschiedenen, nicht nur primär
homöopathischen Fachgebieten aus. Sie
dient in hohem
Masse der Integration der Homöopathie in die traditionellen
Wissenschaften wie Botanik, organische Chemie,
Mineralogie, Medizingeschichte etc.
Sie setzt damit
das Streben ihres Herrn Vaters, Demjan Popow, fort, der
grössten
Wert auf interdisziplinären Austausch
und Verständigung mit der traditionellen
Medizin
(Schulmedizin) legte, um mit der Homöopathie nicht ins Abseits
der Isolation
zu geraten. Die vielfachen Versuche
stalinistischer Machthaber, der Homöopathie den
Garaus
zu machen, sind nicht nur an der Wertschätzung der Homöopathie
durch breite
Kreise der Bevölkerung gescheitert,
sondern auch durch die verständnisbereite, wenn
auch
nicht immer verstehende Haltung eines grossen Teils der
traditionellen Mediziner.
Wir werden Gelegenheit
haben, im Europa des 21. Jahrhunderts zu prüfen,
wie sich unsere Homöopathie gegen die larvierten
Attacken der Pharma-Kartelle
erwehren und
gegen die Angriffe bürokratischer Machthaber (nicht nur der
EU-Behörden in Brüssel) behaupten wird.
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